21. Juli 2023 20:00 - 22:00 KROTTENHAUSMÜHLE STEPHANSKIRCHEN
Ausweichtermin: Dienstag 25.Juli

Zahlreiche Autoren reizt es immer wieder, die Hallertauer Menschen zu charakterisieren. Dickköpfigkeit, Geiz und Rauflust wurden ihnen unterstellt und hinterkünftig, rechthaberisch und roßnarrisch sollen sie gewesen sein. Auch dem Schriftsteller Alois Johannes Lippl schienen die Menschen und Sagen der Hallertau so ergiebig, dass er daraus seinen berühmten „Holledauer Schimmel“ formte.
Der Überlieferung nach wurde in einer Kapelle in der Hallertau, am häufigsten wird in diesem Zusammenhang die Schimmelkapelle in Enzelhausen genannt, ein verhungerter Schimmel gefunden. Rossdiebe sollen ihn dort aus Angst vor der Polizei versteckt haben. Nach der Verhaftung der Übeltäter soll der arme Schimmel jämmerlich verhungert sein.
Eine andere Fassung der Geschichte erzählt, dass der Schimmel am Fronleichnamstag den gestreuten Blumen und dem Gras der Fronleichnamsprozession bis zur offenstehenden Kapelle gefolgt ist. Der Meßner bemerkte ihn dort nicht und verschloss die Kirche. Man fand den Schimmel in dieser selten benutzten Kapelle erst ein Jahr später.
Alois Johannes Lippl verlegt den Ort der Handlung nach Banzing und Haselbach. Er lässt den Braumeister von Haselbach den Schimmel stehlen, der dann diese schändliche Tat seinem Nebenbuhler, dem Ziberl Toni, in die Schuhe schiebt, um die reiche Bräutochter heiraten zu können. Der Ziberl irrt fortan in der Welt umher und sinnt auf Rache. Mit Hilfe seines Freundes „Dodl“ und mit Pfandbriefen in Höhe von „dreißigtausend Gulden“, führt er die beiden verfeindeten Gemeinden Haselbach und Banzing an der Nase herum. Er stiehlt nun seinerseits einen Schimmel, der im Stall vom Bräu in Haselbach landet. Als die Gendarmen auf den Plan treten, versteckt man den armen Schimmel wieder in einer Kapelle. Doch am Ende des Stückes wird der Knoten gelöst. Ehrenhaftigkeit und Treue siegen, aber die „Schlitzohrigkeit“ der Holledauer steht nach wie vor im Raum.

Auszug aus: „Der Holledauer Schimmel, Dichtung und Wahrheit“ von Adolf Widmann, Reichertshausen, 1998

Verfügbare Karten : 80/488